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Buchpremiere von Kim Hyesoon
Autobiographie des Todes
Auf dem Poesiefestival Berlin 2023 hielt die südkoreanische Dichterin Kim Hyesoon (geboren 1955 in Uljin, Kyŏngsangbuk-do) die Berliner Rede zur Poesie, die unter dem Titel Tongueless Mother Tongue im Wallstein Verlag erschien. Sie sorgte für Begeisterung und wurde in ihrer Bedeutung seitens des Feuilletons mit dem Werk Paul Celans verglichen. Bereits damals übersetzten im Auftrag des Poesiefestivals Uljana Wolf und Sool Park eigens Gedichte von Kim Hyesoon aus dem 2016 im Original erschienen Band Autobiographie des Todes – was den Anstoß für den nun komplett auf Deutsch vorliegenden Band gab, der jüngst im S. Fischer Verlag erschienen ist. Wir feiern die Premiere der deutschen Übersetzung gemeinsam mit der Dichterin und ihren beiden Übersetzer:innen.
Kim Hyesoon betreibt eine Art „Channeling“ von Stimmen aus dem Jenseits mit poetischen Mitteln. Tatsächlich war der Ausgangspunkt von Autobiographie des Todes war das sogenannte Sewol-Fährunglück im Jahr 2014, bei dem 304 Menschen starben. Kim Hyesoon spricht von Südkorea als einem Land mit sehr hoher Geisterdichte und sagt, sie als Dichterin besitze eine apriorische Einsicht in den Tod. Das Buch besteht aus 49 Teilen und korrespondiert mit der buddhistischen Sage, wonach die Seele eines Menschen nach dessen Ableben genauso viele Tage in einer Zwischenwelt herumirrt. Kim Hyesoons Poetologie ist eine des „Übertritts“, in welcher der Unterschied zwischen Ich und Anderen, Dies- und Jenseits aufgehoben wird.
Ein Gedicht definiert Kim Hyesoon als „die ewige Ankunft des Geistersprechers“. Geschrieben sind die Texte mit „schwarzer Schrift“, die Wirklichkeit in ihnen wird betrachtet wie durch eine „Eiszapfenbrille“: Eine Wirklichkeit, in der die Häuser flattern und dem Mond Steine aus den „vollen Backen“ tropfen.
Und so ist es einleuchtend, dass Kim Hyesoon es als Ideal betrachtet, wenn sich in ihren Versen alles Wahrgenommene gleichzeitig ausspricht: „Ein breites Feld aus lauter Gegenwart.“
Sool Park und Uljana Wolf werden auch Einblicke in ihr TOLEDO-Journal geben, das ihren Übersetzungsprozess veranschaulicht und pünktlich zur Veranstaltung auf toledo-programm.de erscheint.
Die Veranstaltung wird koreanisch-deutsch gedolmetscht.
Gefördert durch: LTI Korea, Toledo.
Die Veranstaltung ist Teil einer durch das Haus für Poesie initiierten Lesereise der Dichterin Kim Hyesoon anlässlich der deutschen Erstveröffentlichung ihres Bandes „Autobiografie des Todes“ in Kooperation zwischen dem Haus für Poesie, dem Literaturhaus Stuttgart, dem Literaturhaus Wien, den Lyriktagen Frankfurt und der Stiftung Lyrik Kabinett München. Die Lesereise wird koordiniert durch das Haus für Poesie und freundlich unterstützt durch LTI Korea.
Die Buchpremiere findet in der Kuppelhalle im silent green statt.
- Kim Hyesoon • Sool Park • Uljana Wolf
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Ort:
silent green
Gerichtstraße 35, 13347 Berlin
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Eintritt:
9/7 €
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